Fuchsfriesen? Gibt es die wirklich ? Friesen kennt man doch nur als Rappen?
Ja, es gibt sie!
Friesen gab es in den letzten Jahrhunderten in mehreren Farben (braun, rot, schwarz, im Spätmittelalter laut Friesenwiki auch in weiß). Erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich klare Zuchtziele
entwickelten, wurde das Zuchtziel "schwarze Friesen", also Rappen, festgelegt. Die letzte nicht-schwarze Friesenstute wurde laut Friesenwiki 1928 ins Stammbuch eingetragen.
Das Fuchsgen lässt sich auf den Friesenhengt President 123 zurückverfolgen (1920 wurde ein Fuchsfohlen von ihm ins Stammbuch eingetragen, siehe Friesenwiki). Nach ihm vererbten (neben Stuten mit Fuchsfaktor) die Hengste Freark218 und seine Nachfahren Ijsbrand238, Diedert 288, Laes278, Jillis301, Wicher334, Atse342, Abe346 das Gen weiter.
Ein Fuchsfriese kann entstehen, wenn zwei schwarze Friesen den Fuchsfaktor tragen.
Oder z.B. wenn ein Friese, der Fuchsfaktorträger ist, mit einem Fuchsfriesen zusammenkommt. Mehr zur Genetik könnt ihr weiter unten im Text nachlesen.
Da Fuchsfriesen nicht offiziell als Zuchtziel angesehen sind, und bei neuen Deckhengsten auf den Fuchsfakter geachtet wird, werden fuchsfarbene Friesen über kurz oder lang nicht mehr existieren. Diese Merkmalsausprägung wird also nach und nach aus der Friesenzucht herausgezüchtet. Leider.
Warum leider? Vielfalt ist doch etwas wunderbares! Fuchsfarbene Friesen sehen ebenfalls toll aus und kommen in Gangart und Gemüt den schwarzen Perlen natürlich gleich!
In den USA gibt es sogar einen Friesenzuchtverein, in dem mehrere Fuchsfriesen registriert sind: FHH Friesian Heritage Horse and Sporthorse International!
Weltweit wird die Anzahl von Fuchsfriesen auf unter 30 geschätzt!
Update 2019: Bisher wissen wir von 12 bestätigten reinrassigen Fuchsfriesen mit Papieren weltweit (unsere Fuchsfriesen eingeschlossen)!
Grundlagen:
Das Aussehen von jedem Pferd (und jedem anderen Wesen) wird durch seine Gene, also seine Erbanlagen bestimmt. Jedes Gen enthält Allele, d.h. die Merkmalausprägungen von dem Vater und der
Mutter. Allele können sich dominant oder rezessiv (d.h. nicht in Erscheinung tretend, zurücktretend) vererben.
Treffen ein dominantes und ein rezessives Allel aufeinander, dann stetzt sich das dominante Allel durch.
Die Kombination der Allele wird Genotyp genannt. Der Genotyp gibt Auskunft darüber, wie das Pferd ausschaut und was das Pferd vererbt.
Im Folgenden wird vereinfacht dargestellt, wann ein Friese schwarz und wann ein Friese fuchsfarbend werden kann.
Ein komplett schwarzer Friese trägt folgende Allele (Merkmalausprägung eines Gens): "EE".
Das große "E" steht für die Farbe schwarz. Diese Farbe wird dominant vererbt (und deswegen groß geschrieben).
Treffen zwei schwarze Friesen mit dem Genotyp "EE" aufeinander, so wird die nachfolgende Generation ebenfalls komplett schwarz und kann auch keine andere Farbe vererben.
Ein schwarzer Friese, der die Ausprägung "fuchsfarbend" versteckt trägt, hat den Genotyp "Ee".
Das kleine "e" steht für die Fuchsfarbe und ist nicht dominant, sondern rezessiv, d.h nicht in Erscheinung tretend. Da das schwarze Allel dominant ist, wirkt das schwarze
Allel merkmalausprägend, das heißt der Friese ist schwarz .
Ein schwarzer Friese mit dem Genotyp "EE" und ein schwarzer Friese mit Fuchsgen, also mit dem Genotyp "Ee" können folgende Fohlen bekommen:
- zu 50% ein schwarzen Friesen mit dem Genotyp "EE".
- und zu 50% einen schwarzen Friesen mit dem Genotyp "Ee". Dieser Friese ist dann Träger von dem Fuchsgen.
In dieser Konstellation kann kein fuchsfarbener Friese entstehen.
Fuchsfriesen können also nur entstehen, wenn zwei Elterntiere "Ee" Träger sind, oder wenn die Elterntiere "Ee" und "ee" oder "ee" und "ee" Träger sind.
Ein Fuchsfriese hingegen hat die Ausprägung "ee".
Zwei schwarze Friesen, die die Ausprägung "fuchsfarbend" rezessiv tragen, also den Genotyp "Ee" haben, können folgende Fohlen bekommen:
- zu 50% einen schwarzen Friesen mit Fuchsgen, also mit dem Genotyp "Ee"
- zu 25% einen schwarzen Friesen mit dem Genotyp "EE" der entsprechend das Fuchsgen NICHT vererbt
- und zu 25% einen fuchsfarbenen Friesen.
Ihr seht, es gehört also eine gehörige Portion Glück dazu, überhaupt einen Fuchsfriesen zu bekommen!
Hier sind die Genotypen von zwei Fuchsfriesen dargestellt. Es treffen jeweils zwei rezessive Gene aufeinander, die rote Farbe wird in so einem Fall merkmals-bestimmend und das Fohlen wird entsprechend ebenfalls fuchsfarbend. Sind also beide Eltern fuchsfarbend, dann können auch nur fuchsfarbene Fohlen entstehen.
Weitere Informationen (deutsch/englisch):
- http://www.friesenwiki.de/friesenpferde/friesenzucht/
- https://www.friesiancrazy.com/chestnut-factor/
- http://www.friesianheritage.com/Specialty-Red%20Fire%20Friesian.htm